

Ein fotografisches Projekt über Resilienz, Identität und die Kraft der Selbstermächtigung. Es ist eine Reise der Heilung – durch Fotografie, Symbolik und erzählte Geschichten. Ein künstlerisches Porträtprojekt, das Frauen* zeigt, die Gewalt erlebt haben, ihre Widerstandskraft entdeckt und sich selbst neu definiert haben.
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Die Notwendigkeit, solche Geschichten zu erzählen, zeigen alarmierende Zahlen: Österreich wurde als eines der Länder mit einer besonders hohen Femizid-Rate in Europa genannt. Zwischen 2010 und 2020 wurden 319 Frauen (meist durch Partner oder Ex-Partner) ermordet. Im Jahr 2024 waren es 27.
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Die Ausstellung findet im Rahmen der internationalen Kampagne der Vereinten Nationen „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ statt die jährlich vom 25. November (Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen) bis zum 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte) weltweit auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam macht und das Ziel hat, Regierungen, Organisationen und Einzelpersonen zum Handeln zu mobilisieren.
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“Was in mir lebt” verweist auf jene Formen von Gewalt, welche die betroffenen Frauen* – trotz Therapien und intensiver Aufarbeitung – nicht einfach aus ihrem Leben, ihrem Körper oder ihrem Geist löschen können. Im therapeutischen Prozess lernen sie, mit den Narben zu leben: den unsichtbaren Wunden, der inneren Leere, dem Verlust und dem, was ihnen auferlegt wurde, zu leben. Sie lernen, mit dem zu leben, was in ihnen wohnt – und genau in diesem Prozess entsteht ihre Wandlung, ihre Resilienz und ihr Kampf. Denn nicht das Erlebte bestimmt, wer sie sind – sondern das, was sie daraus gemacht haben.
Porträtiert werden Frauen* mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, die Gewalt, Unterdrückung oder Ausgrenzung erlebt und überwunden haben. Frauen*, die Wege gefunden haben, um gestärkt weiterzugehen – nicht trotz, sondern mit ihrer Geschichte. Die Frauen* treten in den Fotografien selbstbewusst und entschlossen auf. Der inszenierte Raum, oft altar- oder thronartig, verleiht ihnen eine zentrale Position und betont die aktive Rolle in ihrer Geschichte.
Ein zentrales Element ist die Symbolik: Jede porträtierte Frau* integriert ein Objekt, eine Handlung oder Idee, die für sie zur Kraftquelle wurde. Ob Ritual, künstlerischer Ausdruck oder neues Lebenskonzept – all das wird Teil ihrer Identität, verwächst mit ihnen wie ein neuer Körperteil, der sie trägt und stärkt.
Seit Anbeginn der Menschheit waren Symbole und Geschichten essenzielle Werkzeuge im Prozess der Heilung. Dieses Projekt ist die Einladung in einen sicheren Raum, in dem Frauen sich selbst darstellen, erzählen und zeigen können, wer sie wirklich sind. Nicht durch das Etikett, das ihnen die Gesellschaft als „Opfer“ aufdrückt. Sondern als aktive Gestalterinnen ihres Lebens, ihrer Geschichte und ihrer Körper.
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„Was in mir lebt“ ist eine Hommage an weibliche Resilienz. Es erzählt Geschichten, die Mut machen und zeigt: Transformation ist möglich. Jede Frau* trägt die Kraft in sich, ihr eigenes Narrativ neu zu schreiben. Zugleich ist es ein eindringlicher Aufruf zur Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischer Gewalt – einem tief verwurzelten, systemischen Problem, das in den unsichtbaren Strukturen patriarchaler Machtverhältnisse verankert ist, genährt durch gesellschaftliche Tabus und kollektivem Schweigen. Eine Gewalt, die Grenzen überschreitet und alle Generationen sowie soziale Schichten durchdringt.
Frau*: Als Frauen gelesene Personen

Identity
“Seit meiner Kindheit war ein unsichtbarer Faden in mir, der mich immer wieder zurückzog – genäht aus Zweifeln und leiser Unsicherheit. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf, in einer Familie der unteren Mittelschicht, wo die Welt auf das begrenzt schien, was man sehen, bewerten und messen konnte. Meine dunkle Haut, mein schwarzes Haar, meine kleinen Augen – und meine Größe – fielen auf, schmerzlich sichtbar in einer Gesellschaft, die europäische Schönheitsideale verherrlichte.
Feiner Rassismus, Klassendenken und der Druck des Patriarchats lehrten mich früh, an meinem Wert zu zweifeln, meine Stimme zu dämpfen, mein eigenes Leuchten zurückzuhalten. Die emotionale Distanz zu meiner Mutter – die selbst viel zu früh Mutter für andere sein musste – ließ mich voller Ängste zurück: Angst zu sprechen, mich zu zeigen, ich selbst zu sein ohne Schuldgefühle. […]
Ich lernte, mich im Schweigen zu verstecken, aus dem Schatten heraus zu beobachten – ich suchte Liebe und Bestätigung dort draußen, obwohl sie nur in mir zu finden war. Doch in mir – wie in jeder Frau – lebt eine uralte, instinktive Kraft, die sich nicht aufgibt. Diese Energie hat mich langsam, aber unaufhaltsam in Bewegung gebracht – hat mich erinnert, wer ich bin.
In der Kunst fand ich jenen Raum, in dem Schmerz sich verwandelt, der Blick sich hebt und der Körper zur Wahrheit wird. […] Durch den Tanz fand ich zu mir selbst zurück – zu meinem Körper als lebendigem Gefäß aus Kraft, Würde und Geist. Jede Bewegung bestätigte die eigene Schönheit und den unantastbaren Wert meines Daseins. So wurde der Tanz zu meiner Sprache der Freiheit – zu einem Weg, die zerbrochenen Teile in mir zu verweben und zu etwas Ganzem zu werden. So entstand in mir ein Kreis aus Licht – mein eigenes Universum, in dem all meine Versionen in Harmonie existieren dürfen.
Heute, wenn ich in den Spiegel sehe, erkenne ich keine Leere mehr, keine Unzulänglichkeit. Ich sehe Widerstandskraft. Ich sehe das Feuer, das kein Vorurteil löschen konnte. […] Und auch wenn ich noch immer lerne, fühle ich mich mit jedem Tag vollständiger, wahrer – freier.“

Befreiung
"Ich trage die Farben meiner Heimat und das Erbe meiner Ahnen in mir. Nur die Form, in der ich all das lebe, habe ich befreit – angepasst an mich selbst, an das, was ich bin.
Die Beziehung zu meiner Mutter war von Rivalität geprägt, von ihrer Unzufriedenheit und den Erwartungen, die sie an mich stellte.
Ich wuchs in einer Welt auf, in der Frauen stark sein durften, aber nicht zu sehr; in der Anpassung wichtiger war als Authentizität. Ich fühlte mich immer anders, unverstanden, als wäre in mir etwas, das keinen Platz finden durfte.
In der Begegnung mit anderen Kulturen fand ich Wege, mich selbst zu leben. Ich erkannte, dass das Problem nie ich war. Ich bin Kreativität, Freude, Widerstandskraft – Leben.
Die Worte meiner Mutter fühlten sich oft wie Messer an. Mit der Zeit verstand ich, dass sie aus ihrem eigenen Schmerz sprach. Was man nicht aushält, gibt man weiter. Ihre Last wurde zu meinen Narben.
Doch ich habe gelernt, mich auszudrücken – zu stampfen, zu tanzen, meine Stimme zu erheben, meine Kraft zu lieben. Und trotzdem bewahre ich die Liebe zu meinem Zuhause, zu meiner Kultur. Ich trage sie mit Stolz – wie eine Krone.
Ich nehme das Gute mit und verwandle den Rest. Heute trage ich die Farben meiner Heimat in meinem Inneren. Wenn ich tanze, sind sie da – ruhig, lebendig, wahr. In diesen Momenten weiß ich, dass ich ganz bin.”
Gewalt sichtbar machen
Resilienz stärken
Räume schaffen
​Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Was in mir lebt. Porträts einer Metamorphose“ von Evelyn Lynam Ruiz
Dienstag, 25.11.2025 | 18:00 – 21:00 Uhr
Frida Kahlo Saal, Türkenstraße 25
Geschlechtsspezifische Gewalt hat viele Gesichter – sie ist nicht nur körperlich oder sexualisiert, sondern äußert sich auch in psychischer, rassistischer, politischer, institutioneller und struktureller Form. Sie betrifft Frauen* aller Altersgruppen, kulturellen Hintergründe und sozialer Kontexte. Gewalt gegen Frauen* ist kein individuelles Schicksal, sondern Ausdruck eines Systems, das durch patriarchale Machtverhältnisse, strukturelle Ungleichheit und gesellschaftliches Schweigen aufrechterhalten wird.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Was in mir lebt. Porträts einer Metamorphose“ von Evelyn Lynam Ruiz laden wir zu einer interdisziplinären Podiumsdiskussion über geschlechtsspezifische Gewalt, individuelle Bewältigungsstrategien und die transformierende Kraft der Kunst ein.
Die Diskussion findet im Kontext von "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" statt und möchte zum Nachdenken und Austausch anregen:
Wie kann Gewalt sichtbar gemacht, benannt und überwunden werden? Welche gesellschaftlichen Veränderungen braucht es, um Frauen* mehr Schutz, Gleichstellung und Teilhabe zu ermöglichen?
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Kraft der persönlichen Erzählung und der Kunst als Mittel der Selbstermächtigung. Künstlerische Ausdrucksformen schaffen Räume für Reflexion, Sichtbarkeit und Dialog – individuell wie gesellschaftlich.
Keynote:
Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser/AÖF
Teilnehmerinnen am Podium:
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Hanife Ada, Vorsitzende des Vereins Yetis Bacim
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Saya Ahmad, Bezirksvorsteherin Alsergrund
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Birgit Koch, Kunsttherapeutin, Hemayat
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Katharina Kräftner, Vizepräsidentin UN Women Austria
Moderation:
Marcela Torres Heredia, Sozialwissenschafterin und Aktivistin
Die Podiumsdiskussion findet in Kooperation mit dem Bezirk Alsergrund und Hemayat statt.
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​Persönliche Führungen durch die Ausstellung​
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Zusätzlich zur Ausstellungseröffnung sind noch folgende Termine für persönliche Führungen mit Evelyn Lynam Ruiz verfügbar. Bitte um Anmeldung an office@lai.at.
Termine:
Dienstag, 2.12.2025, 10:30-11:30 Uhr
Mittwoch, 3.12.2025, 17:00-18:00 Uhr
Dienstag, 9.12.2025, 17:00-18:00 Uhr
Wer wir sind
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Die Verwirklichung eines Projekts wie diesem wäre ohne die Zusammenarbeit wundervoller Menschen nicht möglich gewesen – Menschen, die mit Herz, mit Prinzipien und mit dem tiefen Wunsch nach einer gerechteren, menschlicheren Welt all ihre Kraft in dieses Werk eingebracht haben.
Dieser Weg war herausfordernd, manchmal schwer, gespickt mit Hindernissen – und doch zugleich zutiefst bereichernd. Voller Momente tiefer Verbundenheit, voller Lachen und Tränen, voller Erkenntnisse und Lernen.
Auf dieser Reise sind uns auf beeindruckende Weise viele Menschen begegnet, die uns unterstützt haben – nicht nur materiell, sondern auf unzählige andere Weisen: indem sie Räume geöffnet, geteilt, vermittelt, geliehen, zugehört, beraten und begleitet haben.
Mein tiefster Dank gilt dem Kernteam, das dieses große Vorhaben getragen, vorangetrieben und mich auf Wegen unterstützt hat, die ich mir nie hätte vorstellen können:
Evelyn Lynam Ruiz / Künstlerin, Fotografie, Postproduktion, Konzept und künstl. Leitung
Robert Ladkani / Produktion & Assistenz
Sonia Siblik / Kuratorin
Ursula Korte / PR-Unterstützung
Annika Hahn / Sales & PR
Katharina Florian / Kommunikationswerkstatt
Erika Pasten / Postproduktion
Yael Svoboda / Assistenz
Monika Labaj / Visagistin (Alina Chabanenko)
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Unterstützerinnen und Unterstützer
Dieses Projekt wäre ohne die Unterstützung und vor allem die Überzeugung vieler Menschen, die sich mit den Werten von Respekt und Gerechtigkeit identifizieren und aktiv dafür eintreten, nicht möglich gewesen. Wir möchten besonders die Mitarbeit von Andrea Eberl und Sonia Siblik hervorheben. Unser tiefster Dank gilt den teilnehmenden Frauen, die uns Einblick in ihre Geschichten geben und uns mit ihrem Mut inspirieren. Wir danken außerdem dem 9. Bezirk Alsergrund sowie Bildrecht, deren Förderung entscheidend zur Umsetzung dieses Projekts beigetragen hat – ebenso wie all jenen, die mit ihren großzügigen Beiträgen unsere Crowdfunding-Kampagne möglich gemacht haben.
Kooperationspartner:innen

















Und allen Menschen, die unser Projekt durch ihre Beiträge in der Crowdfunding-Kampagne möglich gemacht haben – von Herzen danke.
